Bei den Tarotkarten handelt es sich um ein uraltes Kartenspiel, dessen Herkunft im Dunkeln liegt (näheres hierzu finden Sie im Teil „Geschichte“) Auch gänzlich unbekannt ist die Herkunft des Wortes „Tarot“. So sahen bereits frühere Tarotforscher in dem hebräischen Wort „Thora“ („das Gesetz“) eine Entsprechung; andere wiederum vermuteten den Ursprung in dem lateinischen Wort „Rota“, was soviel wie Rad, Wagen (im Sinne von „Rad des Schicksals“ beziehungsweise „Kreislauf der Wiedergeburten“) bedeutet. Auch glaubten einige, im europäischen Wort „Taro“ den Namen der tibetischen Gottheit „Tara“ oder der ägyptischen Göttin „Ator“ zu finden. Was die Herkunft anbelangt, vermuteten einige Tarotkundige den Ursprung der Karten im alten Ägypten (wobei die Zigeuner als Überbringer des Tarots fungierten haben sollen) oder in Atlantis.

Beweise für all diese Theorien gibt es keine. Dies gibt auch Anlass zur Vermutung, dass das Wissen über  Tarot- und Spielkarten einst nur in geheimen Zirkeln weitergegeben wurde und erst während der italienischen Renaissance an die Öffentlichkeit gelangt – im Gegensatz zur Astrologie, die seit etwa 5000 Jahren für die Bevölkerung der Öffentlichkeit zugänglich ist.

So ist der nachprüfbare Ursprung des Tarots also entsprechend kurz und unspektakulär. Erst später entstand eine Reihe von unterschiedlichen Kartenmotiven und im 20. Jahrhundert erlebte der Tarot eine Renaissance. Mit den Anhängern des Tarots stieg natürlich auch die Anzahl der Kritiker, einige sehen sich heute noch veranlasst, „Aufklärung“ zu betreiben oder fordern gar den Verbot der Karten – so viel zu anderer geistigen Freiheit heute. Dabei stellt sich natürlich auch die Frage, wie Tarot überhaupt funktioniert und wie man Kritikern begegnen kann. Eines vorweg: Ich habe nicht die Absicht, Skeptiker zu überzeugen. Jeder muss selbst wissen, welche Bedeutung er diesen Dingen beimessen möchte, auch wenn die moderne Wissenschaft keine Erklärung für die Funktion des Tarots hat. Dabei sind wir gleich bei einer Frage, die oft gestellt wird:

Wie „funktioniert“ eigentlich Tarot bzw. das Kartenlegen?

Themen wie das Kartenlegen und die Astrologie sind umstritten. Teilweise zu Unrecht, teilweise aber auch zu Recht – denn die Medien führen uns täglich vor, für was die Arbeit mit Kartenorakeln oder Horoskopen nicht wirklich steht und wie der Umgang damit nicht aussehen sollte. Leider geben uns die Medien auch kaum eine Chance, Aufklärungsarbeit zu leisten. Berichtet wird grundsätzlich nur über schwarze Schafe, die augenscheinlich ein gefundenes Fressen für die Gegner unserer Zunft sind.

Natürlich ist Kritik  nicht immer ungerechtfertigt. Es ist nicht zu leugnen, dass die Angebote im Bereich der Lebenshilfe mitunter merkwürdige Blüten treiben – wie bei allen Dienstleistungen, für die es keine offizielle staatliche Anerkennung gibt. Auch bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass nicht nur Glücksspiele süchtig machen können. Auch billige oder teure Glücksversprechen, bei denen der Ratsuchende jegliche Verantwortung über sein Leben und über seine Entscheidungen abgibt, können zu Abhängigkeit führen. Doch weder das ursprüngliche Kartenlegen und dessen archetypische Symbolik noch altertümliche Astrologie, die früher an den Universitäten gelehrt wurde, hatten mit dieser Art von Wahrsagerei etwas gemein.

Möchte man die Karten um eine Angelegenheit befragen oder das Horoskop analysieren, dann muss man davon ausgehen, dass uns weder die Karten noch die Himmelskörper ein unabänderliches Schicksal anzeigen. Es geht nicht darum, zwischen Hoffen und Bangen eine „gute“ Prognose oder Aussage zu erwarten. Jedoch helfen uns die Karten und das Horoskop, Chancen und Möglichkeiten zu erkennen und ermuntern uns, eigene Entscheidungen zu treffen. Kritiker halten dagegen, dass die „Wirksamkeit“ des Kartenlegens und der Astrologie nicht wissenschaftlich belegt sind. Das ist richtig, jedoch sollte man dabei beachten, dass

  • die Wissenschaft grundsätzlich ein Kenntnisstand ist, der morgen schon wieder überholt sein kann (und das häufig auch ist)
  • die moderne Wissenschaft auf Wiederholbarkeit und Statistik fußt und auf dieser Basis nicht nur die Tarot und die Astrologie nicht nachgewiesen werden können, sondern auch Themen wie die Psychologie
  • die Wissenschaft ursprünglich „Wissen schaffte“, also Unerklärliches untersuchte, doch sie sich  heutzutag leider umgekehrt verhält, indem sie alles, wofür sie keine Erklärung findet, für unmöglich betrachtet und dadurch dogmatisch geworden ist.

„Wie oben so unten“

Der Schweizer Psychologe Carl Gustav Jung (1875 – 1961) war es, der nicht nur die Lehre von den Archetypen („Urbilder“ des Menschen, die unabhängig von Kultur, Alter und Geschlecht im kollektiven Unbewussten verankert sind) schuf, sondern auch die Theorie von der „Sychronizität“ vertrat, die für die Funktionsweise des Kartenlegens relevant ist. So bedeutet „Synchronizität“, dass jede Sekunde und jeder Augenblick eine bestimmte Qualität besitzt und dies sich auf verschiedenen Ebenen widerspiegelt, unter anderem auch beim Kartenlegen. Dies heißt konkret: Der Moment, in dem wir die Karten zu einem bestimmten Thema befragten, beinhaltet offensichtlich eine Qualiät, die synchron zu unserer Fragestellung ist. So ist auch zu verstehen, dass sich unser Anliegen in den Karten widerspiegelt und dabei die Lösungen, die in unserem  Unterbewusstsein schlummern, offengelegt werden, während dabei gleichzeitig die Grenzen zwischen Zeit und Raum aufgehoben werden. Aus dieser Perspektive gesehen ist also nicht der so genannte „Zufall“ dafür verantwortlich, wenn wir exakt am Tage X die Karten zum Thema Y befragen.

Die Erkenntnis, dass der Faktor Zeit eine Qualität besitzt, ist übrigens nicht neu. Frühere hochentwickelte Kulturen wie beispielsweise die Maya begriffen die Zeit anders als wir heute: Sie bewerteten sie nicht linear durch die Einteilung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, auch interessierte sie sich nicht die Kausalität, der das Prinzip von Ursache und Wirkung zugrunde liegt, sondern sie gingen ebenfalls davon aus, dass es eine Ordnung zwischen Zeit und Ereignis gibt.

Diese Theorie liefert übrigens auch eine Erklärung dafür, weshalb die erste Kartenlegung zu einer bestimmten Frage auch meist die aussagekräftigste ist und weshalb bei mehreren Legungen zu einer Angelegenheit die Aussagen der Karten mehr und mehr schwammig und ungenau werden. Nicht Geister sind hier am Werk, wie früher Kartenleger glaubten, sondern schlichtweg unser Unbewusstsein spielt uns diesen vermeintlichen Streich, denn gleichzeitig ist zu beobachten, dass der  Zeitradius beim wiederholten Fragen zum gleichen Thema immer enger zu werden scheint, was zur Folge hat, dass sich letztendlich nur die die gegenwärtigen Wünsche oder Ängste in den Karten spiegeln. Dieser Effekt tritt übrigens nicht nur dann ein, wenn man sich selbst zu oft die Karten legt, sondern auch, wenn man verschiedene Kartenleger häufig zum gleichen Thema konsultiert.

Was ist Tarot genau?

Ein Kartendeck besteht in der Regel aus 78 Karten. Diese setzen sich zusammen aus 22 sogenannten „Großen Arkana“ sowie den 56 „Kleinen Arkana“. Die 56 Kleinen Arkana lassen sich wiederum aufteilen in 40 Zahlenkarten sowie 16 Hofkarten und gleichen somit in Struktur und Aufbau den herkömmlichen Spielkarten. Schwieriger und teilweise auch für Kontroversen sorgend ist viel mehr die Tatsache, dass den Großen Arkana teilweise mehr Gewichtung beigemessen wird als den restlichen Karten.

Dass man im Mittelalter den Spielkarten so genannte „Tugendkarten“ hinzufügte, um das kartenspielende Volk gleichzeitig an die guten Vorsätze zu erinnern, gab auch schon Anlass zur Vermutung, dass es sich bei den Großen Arkana um absichtslos geschaffene Karten handeln könnte.
Doch meine persönliche Beschäftigung mit Archetypen und alten Weisheiten (wie beispielsweise dem Mayakalender) hat mich gelehrt, dass es sich bei den Großen Arkana um ein uraltes Weisheitssystem mit archetypischen Hintergründen handelt. Ob man nun den Großen Arkana nun mehr Gewicht beimisst als allen anderen Karten im Tarot (wie es so manche Kartenleger tun), ist Ansichtssache. Doch abgesehen von der Gewichtung unterscheiden sich die Karten in der Symbolik uns sprechen auf diese Art und Weise unser Unbewusstes an:

1. Die Großen Arkana – unsere Urerfahrungen
Ihre Bezeichnung leitet sich aus dem lateinischen „arcanum“ ab und bedeutet „Geheimnis“. Wie bereits erwähnt, handelt sich es sich bei den Großen Arkana um archetypische Bilder, was bedeutet, dass sie Urerfahrungen des Menschen widerspiegeln. So wird der Beginn eines neuen Lebensabschnitts, dem der Fragende offen und neugierig gegenübersteht, häufig durch die Karte „0 Der Narr“ versinnbildlichtTiefe Einschnitte oder Abschiede werden durch Karten wie „XIII Der Tod“ oder „XVI Der Turm“ angezeigt. Erfolgreich gemeisterte Situationen, aber auch Selbstsicherheit werden beispielsweise durch die Karte „I Der Magier“ gekennzeichnet.

2. Die Kleinen Arkana- die inneren und äußeren Kräfte
Sie verkörpern in der Regel Kräfte, die entweder im Fragenden oder in seinem Umfeld wirken. So kündigt beispielsweise die Karte „6 der Stäbe“ einen kleinen Erfolg, positive Nachrichten oder Erfolg an, während die „10 der Schwerter“ auf einen willkürlich und abrupten Abbruch hinweisen können. Asse kennzeichnen Chancen, die im Außen vorhanden sind, doch vom Fragenden wahrgenommen werden müssen.

3. Die Hofkarten – das Rollenverhalten der Menschen
Die Hofkarten symbolisieren Personen im Umfeld des Fragenden oder den Fragenden selbst. Das Element bzw. die Farbe – Stäbe, Kelche, Schwerter oder Münzen – beschreibt die Eigenschaft dieser Menschen. Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Hofkarten nie Personen charakterisieren oder gar Auskunft darüber geben, in welchem Tierkreiszeichen eine Person geboren wurde (wie manche „Wahrsager“ versuchen), sondern beschreiben, wie der Fragesteller oder andere Personen sich in Bezug auf das Fragethema verhalten – eben welche „Rolle“ sie dabei einnehmen.
Die Hofkarten werden leider häufig stiefmütterlich behandelt, weil ihre Rolle in den Kartenbildern häufig sehr schwierig zuzuordnen ist. Doch hat man ihre Funktionen einmal richtig verstanden, sind sie sehr klar und geben tiefe Einblicke in Situationen mit den involvierten Menschen.

Es spricht nichts dagegen, den Tarot nur mit einem Teil der oben genannten Karten zu befragen oder die Karten in diese Gruppen aufzuteilen: Die Großen Arkana für grundlegende Erfahrungen, die kleinen Arkana für Alltagsereignisse oder Erfahrungen und die Hofkarten, um mehr über das „Who is Who“ im Tarot in Erfahrung zu bringen. Viel Spaß damit!