Metaphysik

Therese von Konnersreuth

Im Sommer 1927 macht sich Fritz Gerlich, Hauptschriftleiter der auflagenstärksten Zeitung „Münchner Neueste Nachrichten“ auf den Weg nach Konnersreuth. Er hat mehrmals von der stigmatisierten Therese von Konnersreuth gehört, an deren Körper die Wundmale Jesu in aller Regelmäßigkeit auftreten sollen, und ist fest nun entschlossen, dieser offensichtlichen „Volksverdummung“ Einhalt zu gebieten. Er selbst möchte nicht nur den Betrug aufdecken – auch politisch hat sich dieser Fall bereits zugespitzt. So haben sich mittlerweile verschiedene Lager gebildet, die von der bayerischen Staatsregierung die Aufklärung dieses Falles verlangen. Explizit aus linken und kommunistischen Kreisen kommen sogar unverhohlen Gewaltandrohungen, falls die Staatsregierung den Forderungen nicht nachkommt. Für den konfessionslosen Journalisten Gerlich kommt es jedoch ganz anders.

Als er erste Mal die Stigmata der Therese Neumann erlebt, entscheidet er sich zu weiteren Besuchen – und konvertiert letztendlich zum katholischen Glauben. Von nun an stehen regelmäßige Besuche an der Tagesordnung und Gerlich ist ein überzeugter Bevorworter der Therese von Konnersreuth.

Therese von Konnersreuth wurde durch ihre Stigmata und jahrelange Nahrungslosigkeit bekannt. Jeden Freitag, vor allen Dingen an den Karfreitagen, erlitt sie den Leidensweg Jesu am eigenen Leib. Dabei gewann sie nicht nur eine Anhänger, sondern musste auch mit Betrugsvorwürfen leben und sogar Repressalien erleiden. Hier ein paar nachgewiesene Fakten, anhand derer sich jeder ein Urteil bilden kann.

Als erstes von elf Kindern wurde sie als Therese Neumann am 9. April 1898 in Konnersreuth in eine arme Schneiderfamilie geboren. Selbst dieser Tag ist symbolträchtig: es war ein Karfreitag. Therese – meist „die Resl“ genannt – entwickelt sich zu einem kräftigen, fleißigen und frommen Kind, hat aber auch burschikose und direkte Seiten. Den Erzählungen nach entspricht ihr Charakter den eines echten Widders: sehr burschikos, energisch, direkt, arbeitsfreudig und hart anpackend, aber auch temperamentvoll und häufig laut und hemmungslos laut loslachend.

Die Männerarbeiten haben es ihr mehr angetan als die typischen Hausarbeiten, zu denen man in dieser Zeit Mädchen erziehen will. So arbeitet sie lieber als Ochsenknecht statt sich mit Handarbeiten zu beschäftigen. Ihre erste Puppe zerschlägt sie an einem Tischbein, weil sie „das Leblose“ an ihr nicht mag. Ähnlich ist es mit dem bevorzugten Lesestoff. Sie liest katholische Texte und keine Romane, denn sie mag nichts „Ausgedachtes“. Später wird sie sich um die Blumenarrangements in der Kirche kümmern und kann dabei durchaus sehr energisch und streng werden, wenn diese nicht sorgfältig genug dekoriert sind.

Ursprünglich ist es ihr Wunsch, in ein Kloster einzutreten, um ihrem großen Vorbild Theres von Lisieux zu folgen, doch dies wird durch eine Reihe von Schicksalsschlägen verhindert: 1914 bricht der erste Weltkrieg aus und die Resl muss zum Familienunterhalt beitragen. 1918 wird nun ihr Schicksalsjahr und eine Kette von scheinbaren Zufällen soll ihr Leben dramatisch ändern: So überarbeitet sie sich während der Löscharbeiten bei einem Brand (sie reicht stundenlang schwer Wassereimer nach oben) und kann sich fortan nicht mehr bewegen. Später kommen diverse vegetative Erkrankungen hinzu, die letztendlich zum totalen Zusammenbruch, zur völligen Erblindung und Bettlägerichkeit führten. Hinzu kommen epilepsieähnliche Krämpfe. Therese ist ein akuter Pflegefall und muss Tat und Nacht von der Familie umsorgt werden.

Doch genauso unerklärlich trat 1923 ihre spontane Heilung ein: Eine Frauenstimme soll Therese mitgeteilt haben, dass sie genesen könne, wenn sie wolle; dennoch würde aber ihr Leben nicht einfacher würde. Therese, die ihr Leiden und ihre Krankheiten demütig erträgt und nach eigenem Bekunden ihre Wünsche dem Willen des Heilands unterordnet, entscheidet sich für die Gesundung. Es ist bemerkenswert, dass ihre plötzliche Heilung am Tag der Seligsprechung ihres Vorbildes Therese von Lisieux stattfand (abgeschnitten von der Außenwelt weiß sie an diesem Morgen natürlich noch nicht, dass ihr Idol im Laufe des Tages seliggesprochen wird. So wacht Therese frühmorgens auf und kann plötzlich wieder sehen – sie schaut auf ihre Hände und kann ihr Bettzeug erkennen. Genauso unerwartet kann sie wieder laufen und ruft nach ihrer Mutter, die es nicht fassen kann. Was Therese von Lisieux angeht, gibt es übrigens mehrere Koinzidenzen – man beachte nicht nur die Namensgleichheit, sondern auch die Ähnlichkeiten im Gesicht.

Es ist Februar 1926 – Therese ist nun 27 Jahre alt -, als bei ihr plötzlich Blutungen aus den Augen und pfenniggroße Wunden an den Händen auftreten. Der Hausarzt ist ratlos, doch diese Wunden sollen sich nun für den Rest ihres Lebens fortsetzen. Sie erleidet nun jeden Freitag die Leiden Jesu am nicht nur am eigenen Leib miterlebt haben, sondern erlebt die Passion bis zur Kreuzigung und seinen Tod wie eine Besucherin – in der heutigen Zeit spricht man hier von „Projektion“. Ärzte bestätigten, dass ihr Herz dabei bis zu fünf Minuten aussetzt. Dies sorgte für den Rest ihres Lebens für großen Besucherandrang, durch den sie manchmal an ihre körperlichen und psychischen Grenzen gebracht wurde.. An manchen Karfreitagen wurden bis zu 5000 Besuchern gezählt. Sogar Paramahansa Yogananda zählt zu ihren Besuchern und überzeugten Anhängern.

Heutzutage polarisiert Therese von Konnersreuth, was nicht zuletzt an der anti-religiösen Beeinflussung der Medien liegt. Mehrere Sachen haben mich davon überzeugt, dass ihre Stigmata nicht vorgetäuscht gewesen sein können. Dafür sprechen:

  • Der kritische Journalist Fritz Gerlich, der sie besuchte, um den vermeintlichen Betrug aufzudecken und letztendlich zur katholischen Kirche konvertierte und ein Buch über sie schrieb.
  • Die Tatsache und die Bestätigung von Ärzten, dass nach jedem Leiden das Herz der Therese Neumann bis zu 5 Minuten still stand und dann von selbst wieder zu schlagen begann. Des Weiteren konnte nicht festgestellt werden, dass die Wunden manipuliert waren.
  • Ebenso die Tatsache, dass Therese Neumann jahrzehntelang ohne Essen und Trinken überlebte und sich während der Zeit der Nazis sich sogar freiwillig einem dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt unterzog, in der sie das unter Beweis stellen konnte.
  • Der Umstand, dass Therese Neumann während ihrer „Trance“ (ich will es mal so nennen, weil sie offensichtlich in einem tranceähnlichen Zustand war) plötzlich in mehreren Sprachen zu reden begann, die sie selbst nicht verstand. Mehr noch, sie beschwerte sich sogar darüber, dass sie jedes Mal die Kreuzigung Jesu so miterlebte, als sei sie mittendrin im Geschehen, aber in einer Sprache geredet wurde, die sie nicht mal verstand. Man holte Sprachwissenschaftler hinzu, die die Worte, die sie wiederholte, aufzeichneten und sie als das Latein der Römer, Altgriechisch und Aramäisch – der Sprache Jesu – identifizierten und übersetzen konnten. Ein Satz lautete beispielswiese „Schlagt zu, schlagt zu“ – das konnte Therese auf Aramäisch hören, als sie erlebte, wie Jesus ans Kreuz genagelt wurde.
  • Ein weiterer Fakt: Ein anderer Kritiker unterhielt sich mal mit Therese, ob es nicht ihre Einbildung und ihr starker Gottesglaube sei könne, die diese Visionen hervorrufen. Er berief sich dabei auf ihren täglichen Aufenthalt in der Kirche und die Kirchenmalereien, auf denen man Jesus am Kreuz sah. Therese Neumann entgegnete daraufhin, dass die Kirchenbilder ohnehin nichts mit den Geschehnissen zu tun hätten, die sie Freitag für Freitag erlebte. Das Kreuz beschrieb sie beispielsweise als einen Baumstamm, über das waagerecht ein Brett befestigt wurde.
  • Erst im Jahre 2024 wurden die Umschläge mit dem eingetrockneten Blut der Resl mit den Blutproben einer der letzten weiblichen Blutsverwandten abgeglichen. Das Ergebnis: Es war kein Tierblut, wie ihr oft unterstellt wurde, sondern tatsächlich ihr eigens Blut.

Für einen Großteil der heutigen Wissenschaftler reichen diese Fakten nicht aus. Sie sind überzeugt davon, dass sich Therese von Konnersreuth die Wunden selbst zugefügt und sich ihr Blut ins Gesicht geschmiert haben soll.

Ausführlicher Artikel von mir in der „Astrologie Heute“ über Therese Neumann und die astrologischen Hintergründe

Doku über Therese Neumann auf Youtube

Fotos: Wikipedia, die freie Enzyklopädie.

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